Liebe Eltern,
Ihr Kind bekommt - wie viele Kinder in seinem Alter - eine Brille. Ihr Augenarzt hat sie ihm verordnet und mit Ihnen darüber gesprochen, wie wichtig es ist, die bestmögliche Sehleistung für
Ihr Kind zu erreichen. Die Angaben, nach denen Ihr Augenoptiker die Brille individuell anfertigt, stehen auf dem Rezept. Doch lesen Sie bitte zuerst einmal diese kleine Informationsschrift. Sie sagt
Ihnen alles, was sie über Fehlsichtigkeiten bei Kindern wissen sollten und worauf es bei einer kindgerechten Brille - bei der Fassung und bei den Gläsern - ankommt.
Deshalb fordern auch die Augenärzte:
Jedes Kind sollte spätestens im Alter von 2 Jahren
augenärztlich untersucht werden.
Die häufigsten Gründe für eine Brillen-Verordnung
Den meisten Kindern dient die Brille zum Ausgleich eines Brechungsfehlers - man spricht auch von einer Refraktionsanomalie: Refraktion ist das Verhältnis zwischen der Länge eines Augapfels und
seiner Fähigkeit, Lichtstrahlen zu bündeln (Brechkraft). Damit ein Auge entspannt scharf sehen kann, muß ein ganz bestimmtes Verhältnis zwischen Brechkraft und Länge des Augapfels bestehen, die
Augenärzte sprechen dann von Normalsichtigkeit oder Emmetropie. Bei einem normalsichtigen Auge vereinigen sich die Lichtstrahlen genau auf der Netzhaut.
Empfehlungen für die Wahl der Brillenfassung
Natürlich haben Sie den Wunsch, daß Ihr Kind mit seiner Brille hübsch aussieht und daß es sie gern trägt. Auf keinen Fall darf sie das Gesicht Ihres Kindes verfremden. Wenn Sie die folgenden Hinweise
beachten, werden Sie eine gute Wahl treffen.
•Fassungsmaterialien, die für Kinderbrillen verwendet werden, sind unterschiedliche Metall-Legierungen und Kunststoffe. Grundsätzlich erfüllen beide Materialgruppen die Ansprüche an Funktion und
Verträglichkeit. Sollte jedoch eine Allergie auftreten, muß man das Material wechseln.
•Die Fassungsgröße richtet sich nach der Größe der Augenhöhle und dem Abstand der Augen voneinander, so daß die Begrenzung nach oben der Unterrand der Augenbraue ist, nach unten die Übergangsfalte
zwischen Lidhaut und Wangenhaut und nach außen der Rand der Schläfe. Dadurch bleibt die Augenbraue unverdeckt - sehr wichtig für den mimischen Ausdruck - und die Brille liegt auch nicht auf
den Wangen, verursacht somit keine Druckstellen, und außerdem können die Gläser nicht so leicht beschlagen oder verschmutzen. Je kleiner Sie das Gestell wählen, desto weniger schränkt die Brille die
Bewegungsfreiheit ein und desto kleinere Gläser kann Ihr Augenoptiker dafür verwenden. Auf dem Rezept finden Sie vielleicht den Hinweis "MA (Mittenabstand) = PD (Pupillardistanz)". Das bedeutet, daß
der Mittenabstand der Brillenfassung genau dem Abstand der Augen voneinander entsprechen soll. Diese Richtlinie für die Fassungsgröße gilt während der gesamten Entwicklungszeit, also zumindest bis
zur Pupertät.
•Brillenbügel, die für Kinder bestens geeignet sind und auch oftmals von Erwachsenen bevorzugt werden, heißen Sport-, Imperial-, Gespinst- oder Gliederbügel. Sie reichen fast bis zum
Ohrläppchen, sind weich und geben der Brille einen guten Halt. Ihr elastischer Teil sollte kunststoffüberzogen sein zum Schutz vor Allergien und Druckstellen.
•Der Nasensteg (Sattel- oder Seitensteg) muß eine möglichst große Auflagefläche bieten. Zum einen würde die Brille sonst rutschen - vor allem bei kleineren Kindern, die noch keinen
ausgeprägten Nasenrücken haben - zum anderen, um das Gewicht der Brille gleichmäßig zu verteilen. Sattel- oder Schlaufenstege aus Kunststoff können diesen Anspruch erfüllen, besonders wenn
sie so beschaffen sind, daß der Augenoptiker die Möglichkeit hat, sie bei Bedarf nachzubearbeiten. Nicht selten aber sind Seitenstege deutlich vorteilhafter, da sie sich leichter der individuellen
Nasenform anpassen lassen. Auch hier wirkt sich wieder die richtige Wahl der Fassungs- und damit der Gläsergröße sehr günstig aus, denn dadurch wird die Brille so leicht, daß auch die Auflage
der Seitenstege ausreicht, um ihr einen stabilen Sitz zu geben, ohne daß Druckstellen auftreten. Falls ein Kind bereits im Säuglingsalter eine Brille tragen muß, wird diese häufig in ein Häubchen
eingearbeitet, damit das Kind sie nicht abreißen kann.
•Die Scharniere sind bei einem Teil der Kinderbrillen-Fassungen mit Kunststoffkappen überdeckt, damit sich das Kind nicht an ihren Kanten verletzen kann. Bis ins Schulalter ist diese Schutzmaßnahme
unbedingt ratsam.
Ihre positive Einstellung zur Brille - die beste Hilfe für Ihr Kind
Mehr als 30% aller Kinder brauchen eine Brille, und sie haben in der Regel nichts dagegen einzuwenden. Im Gegenteil, viele empfinden ihre Brille als Zeichen des Erwachsenwerdens und als willkommene
Möglichkeit, ihre Eltern nachzuahmen, wenn sie auch Brillenträger sind. Erlauben Sie Ihrem Kind, seine Brille (im Rahmen der Empfehlungen) selber auszusuchen; dadurch fördern Sie seinen
Besitzerstolz. Wenn Sie seinen guten Geschmack bewundern und sich über sein hübsches Aussehen freuen, ist Ihr Kind gefeit gegen anfangs mögliche Neckereien seiner Spielkameraden. Belasten Sie sich
und Ihr Kind nicht mit der Sorge vor Verletzungen durch die Brille, denn sie sind äußerst selten. Vielmehr konnten Augenärzte immer wieder feststellen, daß Brillen bei Sport- und Spiel-Unfällen
die Augen eher schützen. Auch verträgt eine gute Kinderbrille allerhand. Sollte wirklich mal etwas daran entzweigehen, machen Sie Ihrem Kind bitte keine Vorwürfe, es würde eine Abneigung gegen seine
Brille entwickeln. Wenden Sie sich an Ihren Augenoptiker, meist kann er den Schaden schnell beheben. Ebenso hilft er gern, wenn die zunächst perfekt sitzende Brille nach einiger Zeit wieder gerichtet
werden muß.
Äußern Sie bitte niemals die Vermutung, Ihr Kind brauche seine Brille vielleicht nur vorübergehend zu tragen. Kinder merken sich so etwas sehr genau. Lediglich bei geringen Übersichtigkeiten kann mit
einem späteren Verzicht auf die Brille gerechnet werden. Kurzsichtigkeit nimmt dagegen bis zum Ende der Wachstumsphase meist noch zu, und Stabsichtigkeit verändert sich im Laufe des Lebens nur
wenig.
Die weitere Betreuung durch den Augenarzt
Zögern Sie bitte nicht, Ihren Augenarzt um Rat zu fragen, wenn das Brilletragen Ihrem Kind Probleme bereitet. In jedem Fall aber sollten Sie ihn nach etwa 6 - 8 Wochen mit Ihrem Kind aufsuchen,
da er überprüfen muß, ob die Brille alle medizinisch-optischen Erwartungen erfüllen kann und ob sich der Augenbefund schon gebessert hat. Die Sehschärfe übersichtiger Kinder ist bei dieser ersten
Kontrolle meist noch unverändert; sie kann sich sogar etwas verschlechtert haben, weil es u.U. eine Weile dauert, bis die neue Brille eine vollständige Entspannung der Akkommodation bewirkt. Erst in
den kommenden Wochen und Monaten steigt die Sehschärfe langsam an. Kontroll-Untersuchungen sind weiterhin in regelmäßigen, von Ihrem Augenarzt angegebenen Abständen erforderlich. Die Geschwister
eines fehlsichtigen Kindes sollten dann unbedingt ebenfalls mitkommen, denn nicht selten treten bei ihnen gleiche oder ähnliche Augenfehler auf.
Kinderbrillen sind Sehhilfen und Therapie zugleich, darum muß Ihr Augenarzt ihre Wirkung regelmäßig überprüfen.
Nehmen Sie bitte immer die Untersuchungstermine wahr, die er mit Ihnen für Ihr Kind vereinbart, und wenden Sie sich sofort an ihn, wenn Probleme auftauchen oder wenn Sie noch Fragen haben.
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Die einheitliche Rufnummer für den augenärztlichen Bereitschaftsdienstbereich Oldenburg lautet:
0441 21006-345